"There was a feeling I got when I looked to the west...
Es gab ein Verlangen,einen Traum,eine Sehnsucht...und wenn du es erfüllt wissen willst,dann geh und wandere aus...nach Bron yr aur!
13.7.2013 5:00 die Tür fällt zu,die Reise beginnt...was meinst du was mich in den nächsten 13 Tagen erwarten wird? Ich denke nicht darüber nach,ich handele,mein Schicksal fällt sein Urteil.
Du hast es ja so gewollt,dann tu das,was du tun musst...laufe und gehe,bis spät in den Abend hinein.Ruppichteroth,der Tag neigt sich dem Ende zu.Die Sonne geht auf,weiter immer weiter...vorbei an Eckes und Granini...Hennef-Siegburg-Troisdorf...den Rhein entlang,quere die Deutzer Brücke.
16:00 ich sitze auf den Treppen des Doms,warte auf meinen Bus der um 18:30 den Bahnhof zu meinem Startort Dover verlässt.Ich schlafe,ich werde wach: Hallo Sie da,sie müssen aussteigen,sie können nicht im Bus bleiben während die Fähre übersetzt.
15.7.2013 4:30 Dover...Möwen singen und wandern über's Meer,ich suche die Straße nach Folkstone.
"Friends"
War & Peace Festival Folkstone,ich klingele an meiner 1. Haustür: Hallo Mister,ich hätt da mal ne Frage...und es entwickelt sich ein erstes Gespräch. Kriegsveteranen aus dem 1. und 2. Weltkrieg treffen sich hier jährlich,es ist eines der größten Festivals der Welt.
Häuser,Farmen,Hotels,Pubs,Cottages...sie alle rufen wundervolle Namen wie "Der Alte Kutscher" Schwanenlied" Alte Eichen Farm" dazu im traditionellen alten Stil.Verkehr,er rollt und schleppt sich über's Land,ich frage mich woher all die Autos kommen,am Abend klingeln meine Ohren.
Maidstone: In einem Park grille ich meine geernteten Kartoffeln über dem Feuer unter einer alten Kastanie.Ich klopfe an blaue,rote,grüne Türen,frage freundlich,ob es möglich wäre,meine leere Wasserflasche füllen zu lassen...Ja selbstverständlich gerne,und sehr oft entstehen daraus kurze Gespräche...sowie mit den 3 netten Frauen in einem Blumenmarkt,die mich am liebsten nicht mehr gehen lassen wollten.
Epsom 34 Miles Road,ich stehe tatsächlich vor dem Haus,in welches J. Page vor mehr als 40 Jahren lebte(Bild unten Mitte)...und klingele eiskalt an der Hausnummer 34: Eine Frau öffnet,wohnt seit 20 Jahren hier,erinnert sich aber nicht,da war noch dieser Mann,er erinnert sich zwar auch nicht,aber findet es überraschend als ich ihm davon berichte.Jimmy Page ist hier bekannt wie der Big Ben auf der ganzen Welt.
"Earls Court"
17.7.2013...von Epsom nach London Town,es sind ja nur ca 18 Milen,oder 28,8 Km.Nehmen sie den Bus...wie sie wollen laufen? Selbst 5 Milen scheinen den Engländern sehr weit entfernt zu sein.In Wimbledon verfange ich mich mit einem Ehepaar in einer ausführlichen Unterhaltung,sie organisieren Reisen für Radfahrer und Wanderer.
"Look left,Look right" schau herab vor dir auf den Boden bevor du losläufst. Reklame,Tafeln,Kino,Musical,Pubs,Cafe...Lichter blinken,blitzen,
leuchten,funkeln auf und ab in bunten Farben...Verkehrsampeln rot,grün...warte,geh,bleib stehen,die anderen fahren los.
Polizei,Ambulanz,Feuerwehr,Sirenen...Hupen,Heulen,Warnen,Motoren jaulen...Eile,Hast,Ungeduld,Stress.Fahrrad-Kutsche,Motorrad fix,Taxi schwarz,U-Bahn,Bus,Doppeldeckerbus knallig Rot...der Alltag einer Millionenstadt.
Urplötzlich streife ich den Earls Court...hör doch mal rein...im Bron yr stomp
http://www.youtube.com/watch?v=zISiQ6PqATI
Es war im Mai 1975,als Led Zeppelin hier an 3 Tagen ihr wohl eines ihrer denkwürdigsten Konzerte gaben,und wenige Schritte weiter um die Ecke,die wirklich königliche Royal Albert Hall unmittelbar am Hydepark,ich wurde von einer Emotionswelle förmlich umgerissen.Ich schlendere zur 155 Oxfordstreet(1.Bild unterste Reihe),hier befand sich das von Mickie Most/Peter Grant Rak's office in den späten 60igern...in Ealing endet der Tag.
"Dazed and Confused"
M 5...1/2 Mile zu Fuß auf der Autobahn,auf dem Standstreifen...der schnellste Weg zu finden nach Slough,aber der Platz hier ist mir zu gefährlich,und ich suche das Weite.Es ist heiß,die Sonne brennt mir ins Gesicht,der Wind von hinten,ich schwitze,kein Schatten,der Verkehr liegt mir in den Ohren,15 h am Tag Dauerlärm,er ist die größte Belastung meiner Nerven,und das schon seit Tagen ununterbrochen.Toiletten,die kostenlose Benutzung in Restaurants,Hotels,usw. ist hier Selbstverständlichkeit.
Ich nutze sie,um mich und meine spärliche Kleidung zu waschen inklusive Seife und Shampoo.Heute ist der 18. oder der 23.ste ? Zeit verliert sich,ich zitiere in meinem Buch aus unerklärlichen Gründen schon seit meiner Ankunft in Dover Montag den 23. anstatt den 15.ten. Die ganze Sache fällt mir erst Tage später auf,welcher Fehler mir dort unterlaufen war,und gerate plötzlich in Panik,weil mir eine "Woche" fehlt...erst als ich die 1. Seite aufschlug,wurde mir klar,wo die "Woche" geblieben war!
Seit Tagen besteht meine Ernährung überwiegend aus Kirschen,ich pflücke und pflücke. Vollbehangen neigen sie mit ihrer Last zum Übergewicht...ich sammle sie in meiner "Metten-Würstchendose" dort werden sie nicht gequetscht oder werden matschig.
An einer Schnellstraße stehen gleich mehrere Bäume aneinander,klettere auf die Leitplanke und ziehe an den Ästen...Kirschen: Groß,klein,dunkelschwarz,purpur rot,orange-gelb,weich,knackig,zart,süß,bitter noch nicht ganz reif...Kern: Spuck aus,oder lande versehentlich im Magen!
Einen Teil hebe ich mir für's Frühstück auf,denn wer weiß,wann mir wieder etwas in den Händen fällt.
"Celebration day"
An Stratford bin ich gerade vorbeigezogen...Shakespear Stadt,und trödelte durch die wunderschönen alten Gassen des Ortes.
Etwas "Süßes" geriet in meinen Blickfang: Gebäck,verführerisch dekoriert mit feinster Zuckerglasur...ich dachte mir würde es schwer fallen zu widerstehen,das tut es aber nicht im Geringsten.
Pommesbuden,Pizzerien,Grillstationen,Restaurants locken mit Biergarten,Teller...Salat,Fisch,chips,potatoes,Steaks.Gabel pickt,Messer schneidet...sitzen,essen,trinken,frisch gezapft,Goldgelb,kalt mit weißer schaumiger Krönung...Frau,Mann,Pärchen,Kumpel,Kerl,Blondine,
Brünette...Stimmen,Freude,Gelächter,Gejauchze!
Nein,mir machte es nichts aus,das Bedürfnis nach einer warmen Mahlzeit war in mir nicht vorhanden.Jedoch trieben mich Gedanken mehr und mehr nach Lakritz und saure Zungen,so sehr wie ich auch hoffte welche zu finden,dieser Wunsch erfüllte sich nicht.Die Kirschen waren mit ihrem Fruchtzucker zwar kein direkter Ersatz,aber sie hielten mein Verhalten in Schach.
Aber es ist ja nicht so,dass ich nicht auch etwas zum Naschen gefunden hätte...sollte ich dir erzählen,was mir so in den Händen,vor den Füßen fiel? Da waren die Kuchenreste auf der Oxfordstreet,Japflacks am Strasssenrand,Pizza in Ealing und Redditch,Sandwiches,Pringles...
Portion Fish& Chips,Kaugummi,Kekse,3 Karamelbonbons verpackt u.v.m...der Karton mit den Kuchenresten,überzogen mit Zuckerglasur,es war wie "Celebration day"mhh,ich schmecke für Stunden so unglaublich intensiv und nachhaltig.
( Japflacks sind sehr süß,Kleingebäck nach Türkischer Art) aber begehe den Fehler,anstatt jetzt 4 und den Rest für morgen aufzuheben,doch alle 8 zu essen...meine Gier wurde mit dem Verlust meines Genusses bestraft.
"In the Evening"
21.7.2013 Auf das was wir stehen"unsere Füße",sie sind eines unserer wichtigsten Werkzeuge die wir besitzen...sie tragen, heben, treten, springen, hüpfen, laufen, gehen, rennen...lachen, kitzeln, jucken, kratzen und schmerzen.
Die Sonne geht auf,sie marschieren korrekt im Schritt,die Sonne geht unter,und sie gehen immer noch,bis spät in den Abend hinein,weil du es so befiehlst! Inzwischen haben sich an ihnen große Blasen gebildet,am Abend steche ich sie auf,und gut ist's.
Die Intervalle der Pausen werden immer kürzer...der Schmerz beißt und sticht überall,Schatten,ich suche Schatten,hinlegen,Schuhe und Strümpfe aus...wenigstens für ein paar Minuten.
Sag doch jemand,dass Wetter in England sei schlecht...kein Tropfen von oben in Sicht und die Hitze treibt mich in Verzweiflung...ich wechsle die Straßenseite,nur um 10 Meter Schatten zu erhaschen.
Es ist still um mich herum geworden,seitdem ich Bridgnorth verlassen habe,ehrlich gesagt,stand ich kurz vor dem Durchdrehen.Ich reagiere sehr empfindlich als mich entlang dem Wenlock Edge nach Craven Arms(oben gesehen) noch ab und zu ein Schwerlastzug überholt.
Gestern hatte ich es bis Rushock geschafft,genau dort,wo John Bonham im September 1980 beigesetzt worden ist.
Nicht weit davon entfernt liegt der kleine Ort Shatterford...wo sich das Haus von Robert Plant befindet.
Da ich die Privatsphäre dieser Personen(insbesondere John Bonham's) nicht verletzen möchte,verzichte ich hier auf Bildmaterial.
"Stairway to heaven"
Am späten Montagabend des 22.7. erreiche ich nach mehr als 45 Milen doch noch die Stadtgrenze von Machynlleth...genau 10 Tage und 16h nachdem ich mein Adventure startete.
Einmal in einem Cottage übernachten...hier in meinem Ziel Machynlleth...bei Allan und Lynne Macaskill.
23.7.2013 Selbst der Postbote weiß,wo sich das historische Cottage befindet,indem Led Zeppelin im August 1970 musikalisch betrachtet,Geschichte schrieben.
" As I walked the last yards on my way to Bron yr aur I wasn't sure that I would be on the right path,and I asked a man in another lower cottage: Sir, I'm sure that you know this only real one Bron yr aur...?
He answered: Oh yes you're right,it's near...are you sure,do you really want to climb the stairway to heaven?
Oooh yes...that it this for what I came for..."
Du kannst mich in 100 Jahren nochmal fragen...und ich erinnere mich daran wie gestern...ich kann dir nicht sagen,was ich dachte,was ich fühlte,ich war hier,aber doch irgendwie ganz weit weg...wie ein Traum den man mit geschlossenen Augen sehen kann,aber nicht zu fassen bekommt,als ich wenige Augenblicke später vor Bron yr aur stand.
Mit dem heutigen Besitzer Scott Roe führe ich ein sehr aufschlussreiches,wirklich unglaublich nettes Gespräch,und ich verewige mich zum Abschied im Gästebuch von "Bron yr aur".
Die Menschen erzählen,sie träumen und sehnen,sie missen und trachten,sie fühlen und zeigen,sie haben nicht vergessen,und werden es auch nicht...die lauen Abende,an denen Plant & Page ihnen etwas unvergessliches boten und schenkten im Sommer 1970.
"Ich nehme mit für unterwegs" 1970 oder war es nicht doch erst gestern Abend?
Es war kurz vor 12 als ich die Stadt verließ,zuvor suchte ich noch den Recordshop auf, an dem ich vorbei lief."Ab und zu kommt er vorbei...der Robert,er besitzt ein anderes Cottage auf der anderen Seite der Stadt"...auch Chris Farlowe (Out of time) schaut mal rein,wenn er in der Stadt ist.
35 Milen bis Rhayadar wären heute noch drin,rechnete ich mir aus,und marschierte zügig voran.Ich träume leichtfüßig vor mir her,es treffen mich urplötzlich gewaltige Gefühlsausbrüche,hab meine Sinne nicht mehr unter Kontrolle,wie auch,wenn sich solch erlebtes weiterhin als unerreichbar zeigt.
Es ist 21:30 als ich in Rhayadar ankomme,ohne nennenswerte Rast durch,und gegessen habe ich auch noch nichts...ich beschließe,die Nacht durch zu laufen,dann könnte ich vielleicht schon in 2 Tagen Oxford erreicht haben!
"Jesus make me my dying bed"
Tief in der Nacht,Ich geh langsam,immer langsamer,müde und müder,es wird immer schwieriger,Konzentration und Augen am Leben zu erhalten.Als ein Auto an mir vorbei rauscht,schrecke ich zusammen,den Knopf der Taschenlampe schalte ich zu spät ein.
Es geht nicht mehr,in einer Busstation lege ich mich hin,die Schuhe aus,wickle mich in der Decke ein...liege 10,liege 20 Minuten,keine Ahnung überhaupt wie lange...mir ist alles egal,hauptsache der Schmerz in den Füßen wird für ein paar Minuten gelindert.
Mann,steh auf und geh...aus weiter Ferne nehme ich Lichter war,die sich in rasanter Geschwindigkeit nähern...und schalte die Taschenlampe ein.
"The crawling Kingsnake"
Plötzlich werde ich wach,sehe die Bremsleuchten eines Autos aufblitzen,setzt zurück,und jemand dreht die Scheibe herunter: Hello Mister,are you ok? "Ja" ich wollte nur für wenige Minuten schlafen,erwidere ich auf Englisch.Ich war auf dem Seitenstreifen eingeschlafen,ohne dass mir bewusst war,welcher Gefahr ich mich dort ausgesetzt hatte.
Die kriechende Königsschlange...sie ist mir verdammt dicht auf Fersen,und mir fehlt jegliche Erinnerung daran,wie ich es überhaupt geschafft hatte,nach 40 Milen Leominster ereicht zu haben.Völlig erschöpft gehe ich in Sainsbury(Supermarkt) auf die Toilette,wasche und wechsle meine Klamotten.
105 Milen nonstop...nach 34 Stunden gebe ich meinen Plan auf,auch noch unbedingt Evesham zu erreichen.
Meinst du,ich sollte dir von meinen "Hotels" erzählen?
Da war die Volksbank nachdem Maisfeld, die Kastanie im Park, da gab es die Kirche in Croyden und Rushock, die Grünanlage in Ealing, die Busstation bei Thame, die Strohballen einer Scheune in Banbury und Craven Arms...die Fußmatte auf welcher ich jetzt liege in einem verlassenen Hauseingang in Worcester,dämpft nur bedingt den Schmerz.Auf dem Rücken zu liegen funktioniert schon lange nicht mehr,dreh dich rechts,links,gleich...egal wie du liegst,die angenehmste Seite wonach du meinst zu suchen,wirst du nicht finden,und vergiss das Wort "Schlaf"...denn den bekommst du nicht!
Heute ist Donnerstag der 25.7.2013: Milen, was denkst du wie lange 1 Mile ist...1600m, ich hab das Gefühl,als trete ich auf der Stelle...seit 1,5 h unterwegs,und es sind immer noch 15 Milen bis Evesham...und von dort 46 bis Oxford,irgendwann muss ich mir selbst eine Grenze setzen,und das tue ich in Chipping Norton 23 Milen vor Oxford.
13 Tage bin ich unterwegs, das sind 570 Milen...43,8 M oder 910 Km und 70 Km...16h täglich auf den Füßen, laufen am Limit oder gehen bis zum Umfallen,denn schon bald wird es wieder hell.
Denk nicht,frag nicht,zweifle nicht an dem was dir vor den Füßen fällt...nimm und iss, lass es liegen und du wirst spätestens morgen darüber nachdenken und bereuen es nicht genommen zu haben.
Land oder Schnellstraße,Fußpfad oder nicht,Stunden und Tage...das Summen und Dröhnen in deinem Kopf macht dich krank,Lastzüge:Wenn nicht dieser, dann eben der nächste überholt dich mit knappsten Abstand und du weißt:So ein 40 Tonner mit 90 Kmh hat einen langen Bremsweg der für mich nicht mehr ausreichen würde: Gleich haben sie dich, dann ist alles vorbei, doch es war großartig hier gewesen sein zu dürfen.
Menschen, Leute...aus allen Lebensbereichen...ich trat an sie heran,vom Banker zum Hotelier, vom Gastwirt zum Farmer,vom Polizisten zu jenem farbigen Obdachlosen auf der Oxfordstreet der darauf hoffte,ein Exemplar des Big Issue's für 1 Pfund zu verkaufen.
Bei All jenen Menschen die mich während dieser Reise begleitet haben,mir ihre unglaublich freundliche und herzliche Art offenbarten,möchte ich meinen Dank aussprechen...
Speziell folgender Personen: Singh,Baldev in Slough,Dennis aus Ashford,Allan & Lynne Macaskill Machynlleth,Scott Roe "Bron yr aur",Record shop Machynlleth.
Meinen engen Freunden in der Heimat:"Hase" Diana Kerzmann, Ulrike Wilbrandt,Carmen Otto,Andrea und Hartmut Hesse,Horst Dederichs...außerdem einen besonderen Dank an Elena(Westfalenpost)