Blinde Eule:

Ja ist denn das zu glauben haha, ich hab's doch gewusst...Man trifft sich immer zweimal im Leben.

Schön das ich dich nochmal interviewen darf.

Hab ich da richtig gehört, hab ich das richtig verstanden, man hört das du vor hast auszuwandern?

 

Frank:

Hey mein kleiner zotteliger Freund, wann warst du eigentlich das letzte Mal beim Friseur?

Aber steht dir gut...

Um konkret zu werden, ja ich werde in wenigen Tagen verschwinden...

 

Blinde Eule:

Ach mein Nachbar der Wolf hat sich nur ein kleines bisschen verschnitten als er aus dem Fenster heraus die Hühner vorbeilatschen sah...

Aber sag warum und weshalb? ich vermute das wird schwerwiegende Gründe haben, bin ich auf dem richtigen Gleis Frank?

 

Frank:

Ja das bist du.

Es ist kein Geheimnis: Es geht nicht mehr vor und zurück!

Ich stecke mit dem kompletten Gliederzug im Morast und mir fehlt die notwendige geistige Kraft und seelische Energie um mich aus dieser Sackgasse heraus zu bugsieren.

Also steigt Frank aus und somit auch vorerst aus dem Beruf als LKW Fahrer!

 

Die Situation in der mich nun befinde, ist demnach auch keine große Überraschung. Mein Privatleben hat unglaublich gelitten und darauf kommt eine Person wie ich es bin auf Dauer nicht zurecht.

Ich erinnere an Bruce Lee's Zitat "Man kann dir den Weg weisen, aber gehen musst du ihn selbst" und jetzt ist es Zeit ihn zu gehen...

 

Eine neue Veränderung hat sich schon in längeren Phasen abgezeichnet und es war nur eine Frage der Zeit wann der Kapitän den Anker werfen würde.

7 Jahre dies und 7 Jahre das...es ist Zeit um etwas völlig Neues zu erlernen und ich brenne darauf...Das ist meine Natur!

 

Blinde Eule:

Ja aber ist es nicht schön so viel von der Welt zu sehen? Du kommst an Orten wo andere in ihrem Leben niemals hinkommen werden und wenn dann jede Menge Kröten springen lassen müssen.

 

Frank:

Sicher, da stimme ich mit dir absolut überein. Aber die Kehrseite der Medaille ist eine ganz andere Welt.

Als Fahrer schleppst du eine unglaublich hohe Last nicht eben nur auf der Ladefläche mit dir herum.

Gesetze, Vorschriften, Regeln, Schulungen, Termine...

Blechkolonnen, Staus, Baustellen, Bergungen, Raser, Gaffer, Radikale, Ausbremser, Nötiger, Sperrungen. Umleitung hier, Umleitung dort.

Hier darfst du nicht, aber dort über weite unsinnige Umwege und und und...Die Liste kennt kein Ende!

 

"Wild Wild West" und du bist auf gut Deutsch für viele der letzte Dreck!

Das ist eine krasse Redensart, aber eben die Wahrheit!

"King Of The Road" Fahren wie im Film...was für ein Trittbrettfahren! 

Sozusagen als Wort zum Sonntag gebe ich dir noch mit: Anstatt LKW- Fahrer zu entlasten, passiert genau das Gegenteil.

Man muss sich also nicht wundern das niemand mehr Appetit hat auf diesen Job hat.

 

Blinde Eule:

Oh man, ich hoffe nur du tust das Richtige!

Ist das denn wirklich der einzige Grund?- Ja und wo willst du überhaupt hin und für wie lange?

 

Frank:

Abstand und Distanz und zwar nicht eben mal für drei Wochen.

Auch nicht für zwei oder drei Monate.

Dies bedeutet mit anderen Worten: Ich nehme mir die Zeit welche notwendig sein wird um meine Seele zu heilen...Ich nenne es "Seelenflug" ohne Erwartungen durch Deutschland zu Fuß nach Österreich in die Alpen.

War doch alles gut und schön in den letzten zwei Jahren...War es das???

Dazu der nervenraubende Job und jetzt noch der verdammte Krieg und all das Leid.

Ein guter Vereinskamerad erwähnte gestern noch: Du passierst jeden Samstag das Krieger-Denkmal wenn du zum Markt latschst und liest die Namen der Gefallenen auf der endlos langen Liste...Wie soll man den Bombenhagel in Europa verstehen???

Wir predigen und beten in Kirchen für den Frieden und jetzt wird das As der Asse aus dem Ärmel gezogen und Waffen sollen Ordnung schaffen.

Kein Herz, kein Wille, keine Bereitschaft, Signale für diplomatische Lösungen!

 

 

Blinde Eule:

Ja das ist wirklich ein unbeschreiblich großer Jammer und wir können nur hoffen, dass bald wieder Frieden herrschen wird.

 

Aber wenn ich das richtig verstanden habe heißt das konkret, dass du deinen Job kündigen wirst?

Doch wovon willst du leben und was ist mit deiner Wohnung, löst du alles auf?

 

Frank:

Die Kündigung ist die unumgängliche Entlassung in die Freiheit.

Seit Jahren lebe ich auf Sparflamme und dies hat es wahrscheinlich mehr oder weniger ermöglicht einige Reserven und Rücklagen zu bilden.

Finanziell ist alles geregelt.

"Geld und Reichtum verdirbt aus meiner Sicht den Charakter" und daher steht das Gesetz Freiheit und Unabhängigkeit für mich über allem.

 

Sich jetzt mit dem Gedanken beschäftigen zu müssen, alles aufgeben zu wollen, dafür ist die Zeit einfach noch nicht reif genug.

Ich besitze eine Spardose, und ich habe keinen blassen Schimmer wie viel sich darin befindet, aber nur das nehme ich mit.

Malochen auf Feldern, arbeiten in der Küche, Gemüse putzen, Zäune streichen, Rasen mähen, Ställe ausmisten, bedienen, verkaufen und und und...

Dieses Handwerk kennt für mich keine horizontalen Grenzen.

 

Blinde Eule:

Ich wüsste nicht wie ich das bewerkstelligen sollte.

Woher willst du wissen, wer, wo, gerade jetzt eben an diesem Tag jemand irgendwo auf deiner Reise an einem X-beliebigen Ort gebraucht werden kann, wie soll das gehen?

Ja und dann, ich meine du machst das auch nicht nur für Nüsse oder?

 

Frank:

Eine Frage kostet nichts und alles andere wird sich auf diesem "Seelenflug" finden. Wenn nicht ziehst du weiter, wo ist das Problem?

Kannst dich doch jederzeit als Kraft anbieten: "Guter Herr ich kann Ihnen den Zaun streichen, den Schuppen ausmisten, das Holz schlagen oder Sonstiges.

Sie entscheiden was Ihnen meine Kraft wert sein soll: Geben Sie mir 20 Taler und ich werde darüber genauso glücklich sein als wenn Sie mir nur ein Dankeschön mit auf den Weg geben."

 

Blinde Eule:

Und die Ausrüstung? -Was muss man da nicht alles mitschleppen, du brauchst doch einen Bollerwagen für all die Koffer und Klamotten.

Wo willste überhaupt herlatschen und übernachten?

Kannst du sagen wann du in Hainburg bei Wien ankommen gedenkst?-Und von dort aus dann in die Alpen?

 

Frank: Mach noch so'ne blöde Bemerkung, dann sehen deine Zotteln noch struppiger aus...!

Nein das würde ich doch nie tun.

Klar, logisch, nur mit'ner Tüte in der Hand wirst du nicht weit kommen. Ich weiß was unbedingt notwendig ist und was nicht. Ein Gewicht von 12-15 Kilogramm wäre fast ideal.

Das Übrige wird unterwegs improvisiert und du solltest berücksichtigen, dass du die Last schließlich durch die Alpen auf Meterstufen schleppen musst.

 

Überwiegend Wege im Jenseits der Zivilisation.

Das heißt ich werde versuchen möglichst auf Wanderwege oder Fern-Radwanderwege auszuweichen. 

Der Rothaarsteig von Fleckenberg bis nach Dillenburg ist da doch ein genialer Beginn...Also demnach heißt mein Nachtlager überwiegend "Hotel Baum".

Die fränkische Schweiz und der bayrische Wald sind Gebiete, welche relativ sehr karg besiedelt sind. Einsiedeleien, Nester, Höfe...Das wonach Herz und Seele sucht und ihm guttut.

 

Ich kalkuliere mit 40-50 Tagen Fußmarsch bis Hainburg.

35-45 KM ist ein gutes gesundes Maß und dann musst die Tage dazurechnen wo du eine Pause einlegen wirst, sprich auf dem Feld bist, doch nie länger als 2 Tage.

 

Blinde Eule:

Da hast du ja wirklich was vor, dass du dich das so traust!

Ich meine was ist mit Wölfen oder Bären, hast du keine Angst? Und was soll man in so einem Fall tun wenn ein Aufeinandertreffen unvermeidlich ist?

Schwere Unwetterfronten in den Alpen, Gewitter und reißende Fluten...

 

Weißt du Frank, einen kurzen Augenblick dachte ich daran mit dir mit zu kommen, aber nee lass mal...Alleine schon der der Gedanke am Wolf...

 

Frank:

Das kann ich dir absolut nicht sagen, was man da tut.

Klar der Wolf hat sich im bayrischen Wald ausgebreitet, aber wie hoch ist die Chance auf ein Tier, gar einer Meute zu treffen?

Der Wolf meidet den Menschen erst einmal, es sei denn er fühlt sich bedroht und in die Enge getrieben...ich würde ihm meinen Proviant anbieten, also Haferkekse und dort die Dose Linsen.

Beim Bären sieht es schon etwas anders aus, aber ich meine der kommt ja auch nur dann wenn es etwas Leckeres zu holen gäbe.

Die Trillerpfeife soll helfen, doch ob sie es tut kann ich dir nicht beantworten.

Wenn der Fall eintreten sollte, dann kannst du nur beten... Genauso wie beim Unwetter in den Alpen.

Du musst beim Wetter immer auf der Hut sein!

Einheimische kennen die Berge wie kein anderer, an Ihnen musst du dich zwingend orientieren, dein Leben kann unter Umständen davon abhängen.

 

Wenn Fronten drohen ist ein Losziehen sinnlos und schließlich sind die Alpen kein Kindergeburtstag oder Schützenfest.

 

Blinde Eule:

Aber was wird sein wenn du zurückgekehrt sein wirst...willst du dann vielleicht doch wieder Lkw fahren?

 

Frank:

Die Antwort weiß vielleicht nur der Wind...Doch frag mich nicht jetzt, dann gebe ich dir ein klares "Nein"!!!

Wie ich bereits erwähnt habe: Die Welt ist mein Lehrer und ich Ihr Schüler...

Es wird sich finden...

 

Blinde Eule:

Zwei Fragen noch dann bist du entlassen...

Vermisst dich keiner? Ich mein du hast doch Familie und wunderbare Enkelkinder...Wann gedenkst du also wieder hier zu sein?

 

Frank:

Klar habe ich Familie, und das ist etwas absolut Wunderbares!

Aber man kann nicht alles haben, und auch muss man loslassen können!

Ich würde am liebsten alle mitnehmen, doch das geht nicht...Frank ist dafür bestimmt diesen Weg allein zu gehen.

Ich dachte an Ende September, doch ich glaube daraus wird nichts.

Ich kann keine Versprechungen machen welche ich am Ende nicht einhalten kann oder mich selbst unter Druck setzen würde.

Ich kann  nur sagen, dass ich Heiligabend gern wieder hier wäre...

 

Blinde Eule:

Und wenn du drauf gehst?

Och man, das ist alles so traurig...

 

Frank:

Also getz hör aber mal auf mit der Tagtrauer...

Wenn es so ist, dann ist es eben so...Auf einer Alm im Blumenmeer sterben zu dürfen wäre etwas ganz Besonderes.

 

Blinde Eule: Hast du noch ein Taschen...Ich...Ich...Ich....