Blinde Eule: Hallo Frank, bist du bereit...uhhh...uuuhhhh…für, für ein 2. Interview mit mir ? 

 

Frank: Ja ich denke schon, wenn du nicht gleich mit der Pizza ins Haus fällst ?

 

Blinde Eule: Du hast es mir versprochen, dass du mir davon erzählst!

Aber sag, was war der eigentliche Kern und Hintergrund deiner Reise ?

Warum ausgerechnet England ?

 

Frank: Durch Deutschland zu wandern schloss ich zu diesem Zeitpunkt kategorisch aus, also dachte ich über weitere Möglichkeiten nach. Der Gedanke nach England auszuwandern fand ich total irre.

Der Kern war und ist im Grunde genommen aufzuzeigen und sich darauf zu besinnen, welch unsagbarer Reichtum und Überfluss uns heutzutage zur Verfügung steht. Es ist Armut und Verbitterung zugleich, wenn du siehst was alles unangestastet im Müll landet.

Darüber hinaus suchte ich die Begegnung und Verbindung zum Menschen. Sprache, Verständigung, Annäherung über die Leidenschaft als Fan von Led Zeppelin durch Menschen herzustellen und zu verknüpfen war demnach nur in Großbritannien möglich. Aber gewiss auch der Drang und Ruf nach Abenteuer und Freiheit in völlig neue unbekannte Welten.

 

Blinde Eule: Mit welchen Vorbehalten und Erwartungen hast du die Reise über den Ärmelkanal angetreten, ich weiß nicht ob ich mich getraut hätte, so ganz allein in einem fremdsprachigen Land.

 

Frank: Sicher, jeder weiß um diverse Klischees von Gewaltausbrüchen bei diversen Veranstaltungen national und international bestimmter Gruppierungen oder Banden. Im Grunde genommen wird der unbehelligte Mensch mit allen anderen über einen Kamm geschert.

Ich gebe zu, dass ich unter diesem Vorurteil die Reise auf der anderen Seite angetreten habe ohne mich jemals selbst davon überzeugt zu haben das es so ist.

 

 Blinde Eule: Und war es so ? Und was hat dir das Königreich umgeben von Wasser letztendendes eingebracht ?

 

Frank: Nein, ich bedauere sehr das ich mich hab leiten und verführen lassen von solch Vorurteilen. Die Menschen auf denen ich traf, waren das Größte und Überraschendste auf den endlosen Straßen meiner Reise bis nach Wales, ich habe einiges erwartet, aber niemals das!

Am Ende hat mir Großbritannien etwas unglaublich Bedeutungs- und Wertvolles hinterlassen. Ich rede von einem unerreichbaren Horizont, einer Lebensweisung und Selbstfindung höchsten Ranges. Glückseligkeit, inneren Frieden, mit bloßen Worten nicht zu erklären. Du kannst es sehen, du kannst es fühlen, aber nicht unmittelbar danach greifen.

 

Blinde Eule: Wie meinst du das, ich verstehe nicht.

 

Frank: Das wovon ich rede, das kannst du nirgends kaufen verstehst du. Nicht an der Bude auf der Carmerstraße in Holsterhausen und schon gar nicht bei Herrn Feinkost auf der Rü in Essen. Man kann dir alles nehmen was du besitzt, dein Vermögen, dein Hab und Gut, es ist am Ende ein völlig belangloser Wert.

Dein Leben, dein innerster Kern, deine Gedanken und Erinnerungen gehören nur dir ganz allein, und das kann dir niemand rauben.

 

Blinde Eule: Das hört sich aufschlussreich an, aber erzähl doch mal was Spannendes von deinem Abenteuer, was war die tollste Nacht, wie lang waren deine Etappen und wie viel Stunden hast du dafür gebraucht?

 

Frank: Das kann ich dir nicht beantworten, jede Nacht war etwas völlig Einzigartiges. Ich mein ich dachte nur: Eine Stadt wie London hat ca 7 Millionen Einwohner, andere mieten sich in die teuersten Hotels der Stadt ein und machen Sightseeing und du liegst hier unter einem Baum in einer Grünanlage und bist der glücklichste Mensch auf Erden.

65 Kilometer waren ein gutes gesundes Maß, selbst zu schaffen wenn ich nur zügig gegangen wäre, aber es waren weitaus mehr an einigen Tagen.

Ich zog los bei Sonnenaufgang und suchte nach einer Unterkunft vor Einbruch der Dunkelheit.

 

Blinde Eule: So und wann und wo war das mit der Pizza im Müll, du hast sie doch nicht ernsthaft gegessen ?

 

Frank: Das war am Morgen nach der Nacht in Ealing als ich an der Bus-Station vorbei kam. Plötzlich lag dieser Pizzakarton auf dem Mülleimer, ich habe sie kurz inspiziert und begutachtet und für genießbar erklärt, aber in Redditch fand ich noch eine Größere.

 

Du bist doch bekloppt, sie hätte vergiftet sein können und was weiß ich noch...

was hast du noch gefunden, du kannst doch nicht wahrhaftig nur aus dem Abfall gelebt haben ?

 

Frank: Eben, du denkst zu viel darüber nach, was hätte wenn und könnte...dein Instinkt weist und entscheidet. Von gewissen Dingen lässt man lieber die Finger wenn man sich unsicher fühlt.  

Ich grub Kartoffeln aus einem Acker welche ich unter einer alten Kastanie im Maidstonepark über dem Feuer grillte und lebte tagsüber meist von selbst gepflückten Kirschen. 

 

Blinde Eule: Gab es ein Ereignis, eine Begegnung, eine Stätte auf deiner Tingeltour was dich völlig aus den Socken gehauen hat ?

 

Frank: Oh ja, es war der Tag als ich in ***** eintraf und plötzlich vor dem Haus von Robert Plant stand. Ich meine du läufst 500 Kilometer um vor der Haustür des Led Zeppelinsängers zu stehen und du dir leibhaftig die Frage stellen musst ob das überhaupt Wirklichkeit sein kann. Zuvor traf ich auf einen Landsmann der mit einer Engländerin verheiratet war, der sagte Nur;"Hey Mann, du bist fast da, geh hier die Straße runter..."doch jeder von den 13 Tagen war eine irre Überraschung, es fällt mir schwer auch nur einen besonders hervorzuheben.

 

 Blinde Eule: Ich stelle mir das alles so idyllisch vor, einsame Landstraßen mit Romantik pur und Stairway To Heaven in völliger Einsamkeit und so.

Gab es denn nichts was dich ungeheuer gestört hat ?

 

Frank: Du liegst 15-16 Stunden am Tag auf der Straße, teilst diese Zeit mit schier endlos quälenden Autoblechkolonnen bei 35 c Hitze. Meile für Meile auf einer Landstraße ohne Gehweg wo auch immer, kein Baum, kein Strauch, du bist glücklich um einen Laternenpfahl welcher dir minimalen Schatten spendet. Der Schweiß rinnt und rinnt und du schreist in den Himmel, wann das endlich ein Ende findet!

An manchen Tagen stand ich kurz vor dem Kollaps und dem Durchdrehen und dann ist es dir fast schon egal ob man dich in den nächsten Sekunden über den Haufen fährt.

 

Blinde Eule: Du machst Witze ?

 

Frank: Natürlich nicht, doch manchmal sagt und meint man das so aus dem Gemüt heraus, verstehst du? Du rennst 30 Meilen auf einer vielbefahrenen Landstraße von Stratfort nach Redditch ohne befestigten Seitenrand. Dir bleibt nichts anderes übrig als die Zeit der Lücken auf den Fahrstreifen auszunutzen um in der Rinne und nicht  auf durchforsteten Grasacker eine halbe Minute gehen zu dürfen, du bist der Springer auf dem Schachfeld.

 

Blinde Eule: Nur noch zwei Fragen und dann sind wir durch, für heute jedenfalls ok ?

 

Frank: Darauf habe ich die ganze Zeit gehofft, also leg los!

 

Blinde Eule: Würdest du England eines Tages noch einmal wiederholen wollen, ich mein so in 10 oder 20 Jahren oder so ?

 

Frank: "Stairway To Heaven" kann man nur ein einziges Mal so schreiben, wie es geschrieben worden ist. Du kannst es immer wieder neu auflegen, überarbeiten, arrangieren oder meinetwegen auch im anderen Stil auf interessante Weise für dich und den Rest der Welt in völlig neuen Glanz komponieren... du kannst alles Mögliche tun, aber niemals eine Geschichte derart wiederholen können wie sie sich beim ersten Begehen zugetragen hat.

Nein, das kannst du ein einziges Mal tun und nie wieder!

 

Blinde Eule: Meinst du, dass deine Geschichte, deine persönliche Botschaft bei den Lesern zündet und ankommt ?

 

Frank: Das weiß ich nicht und das kann ich dir auch nicht beantworten. Das ist auch nicht mein Bestreben oder Sinn beim Schreiben meines Buches.

Weißt du, ich habe diese Reise nicht für mich allein gemacht, sie war so dermaßen unermesslich, unbegreiflich und einzigartig bis zum heutigen Tage, niemals auch war ich wirklich allein.

Der Mensch welcher in diesem Buch lesen wird, diesen möchte ich mitnehmen. Mitnehmen und teilhaben lassen an all den Abenteuern und Unfassbarem auf dieser Reise in dieser Gegenwärtigkeit. Der Mensch ist und war ein ständiger Begleiter im Augenblick der Wirklichkeit im Juli des Jahres 2013 und ich habe mein Bestes gegeben um das auf die vielen Schatten um mich herum  möglichst authentisch und wahrhaftig zu übertragen.