Tortour de Ruhr 26./27.5.2012

Beinahe 1 Jahr verstrich,seit meiner Meldung bei Jens "Tortour de Ruhr",der Lauf schon lange ausgebucht...so stand ich bis kurz vor Jahresende auf der Warteliste der TDR 160 Teilnehmer.Irgendwann kam sie dann die Frage von Jens,ob ich noch Interesse hätte an...Was soll man als echter Holsterhauser (Essen) dazu noch...?

Mit Ralf Klauke fand ich dann auch schnell einen begeisterten Teampartner,auf den ich mich absolut verlassen würde können.Wahrlich keine einfache Aufgabe,160km mit dem Rad nebenher mich als Läufer zu begleiten,zu verpflegen,zielsicher zu navigieren in der Dunkelheit...mit einem für Fahrradfahrer eher öden Schnitt von weniger als 10 Kmh!

In der Vorwoche fuhr Ralf dann den Teil der Strecke ab,diesen wir in der Nacht queren würden,ausserdem galt es hier noch eine Umleitung auszubaldowern kurz vor dem 2.Vp Hagen.

Ich hingegen ließ am Vortag des Wettkampfes mein Auto in Essen-Werden bei meiner Mutter stehen,und fuhr die Strecke zurück mit dem Rad bis nach Witten...wobei mich hier die 2 unterschiedlichen Streckenführungen am Kemnadersee irritierten.

 

Samstag.26.5.12 17:00 am Freizeitbad Nass in Neheim: Beinahe zeitgleich treffen wir beide hier ein,während Ralf sein Hollandrad rauskramt,erledige ich die restlichen Formalitäten bei Jens und seiner Frau Julia.

Kurz vor dem Start tritt dann auch endlich Pete Haarmann aus dem Schatten eines Baumes heraus,hey Pete,man was freu ich mich dich zu sehen...und betrachte unser Wiedersehen wie immer als sehr Freundschaftlich!

Wenige Tage zuvor sah ich mir sein you tube video "Jenseits der 200" der TDR 2010 an,authentischer kann man Sport nicht verkörpern Mister Pete Haarmann!!!

 

Noch ein kurzes info von Jens,ein Gruppenfoto,wobei Pete erwähnt das wir die einzigsten sind,die das Tourshirt nicht tragen!

Grundsätzlich trage ich das Finisher-shirt nie vor dem Wettkampf...

 

18:00,um am ende auf 160,9km zu kommen,wird eine Prologrunde gelaufen von 7 km,aber niemand von uns Teilnehmern kennt den Kurs,bis uns ein Vorläufer auf der Strecke voranführt...die Radbegleiter können sich hier jetzt noch ein wenig ausruhen,bis wir wieder diesen Punkt hier kreuzen werden in ca 40 Minuten.

Nach nur 35 min sind wir zurück am Nass,Ralf guckt ungläubig auf die Uhr und schüttelt mit dem Kopf...ich kann dich beruhigen,diesen Schnitt werden wir nicht halten können! 

  

 

 

 

"Fliegender Start",die Supporter starten mit Geheul ihre mit Proviant vollgestopften Maschinen,das gequitsche der alten rostigen Fahrradketten durchschneidet die eh schon vor Nervösität stimmende Atmosphäre bedrohlich!

Alles funktioniert reibungslos,Ralf hat die Karte zum blättern auf der Halterung am Lenker befestigt,so hat er den totalen Durchblick!

Wasser...er reicht mir stets in kurzen Abständen die Wasserflasche,brauche mich also um nichts zu kümmern.

Mit Pete und seinem Supporter sind wir also zu viert unterwegs,es gibt ja auch einiges zu erzählen...von unseren Erlebnissen z.b. in Ice Age am Brocken,24h Lauf,Eifelsteigtrail usw. und irgendwie ist ja auch eine Verbundenheit vorhanden...die mit jedem aufeinandertreffen immer weiter wächst.

Es geht nicht immer direkt der Ruhr entlang,mal durch Wohnsiedlungen mit interessanten Häusern und schönen Vorgärten,es riecht nach Holzkohle von allen Seiten...Partyleute lustich und torkelnd,in der linken die verkohlte Bratwurst,in der rechten das inzwischen von der Sonne aufgekochte Weizen..."Die spinnen doch die..." das tun wir nicht,aber ein bißchen Verrückt sind wir schon!

 

2 Stunden sind wir jetzt unterwegs,und die Sonne hat noch nichts von ihrer Kraft verloren,es sind noch weit über die 20c Marke hinaus.Robert Gralka der Triathlet taucht plötzlich auf mit seinem Hightech-Triathlon Rädchen mit Carbon-Faser Laufrädern.Letzte Woche sahen wir uns bei der DM in Bödefeld,und hatte schon im Vorfeld angedeutet uns ein Stück zu begleiten bis Menden.

Irgendwo an der Ruhr sitzt er dann im Biergarten,aber bis wir "unseren Biergarten" erreichen,wird noch viel Wasser der Ruhr runterlaufen.

Kurz nach 21:00,die Sonne hat sich blutrot gefärbt und schimmert idyllisch über ein Weizenkornfeld,es wird noch ein "Weilchen" dauern zum 1. Vp in Schwerte-Geisecke.

 

  

Als wir den erreichen,ist es schon beinahe dunkel ca 22:00...Ralf und ich füllen die Flaschen auf,es gibt Banane,Salzbrezelchen,Schokolade,Rosinen,ich nehme nur ein paar Rosinen und ein Stück Banane,und Apfelschorle.

Ralf kramt das Licht raus,außer der Radbeleuchtung hat er jetzt noch die kleine Stirnlampe unter dem Helm,und ich hab den Fenix-Scheinwerfer auf.Man was ist die hell,auf 277 Lume aufgedreht mit einer maximalen Ausleuchtweite von 154 Metern.

Ralf hat irgendein Problem mit den Satteltaschen,schleifen den Speichen entlang,und ich laufe weiter durch die Dunkelheit.

Aus den Wäldern höre ich jemand rufen: Hey hier her,hier her...ein armer Versuch uns in die Irre zu führen. Jetzt ist Wachsamkeit gefragt,denn kurz vor dem2.Vp in Hagen(Hengsteysee) kommt die angekündigte Umleitung.

Der Ralf hat alles wunderbar in Griff,muss ihm da jetzt schon Lob zollen,wir er nach Plan koordiniert,und sich unbeirrt durch die Dunkelheit orientiert.

Ohne Verlaufer kommen wir zum Vp Hagen gegen 24:00 und Petes Frau Bobbi steht vor der Tür und wartet auf ihren Mann.

Wir kommen in die Küche,ein riesig gedeckte Tafel,mit allerlei Leckereien,und höre dann in meinen Gedanken Helge Schneiders Stimme hören rufen: Hey Baby es gibt Reis! Es gibt Reis!

Aber halt: Anstatt des Reises gibt es schwupp die wupp Kartoffelbrei...

Jens sitzt im Raum und ist mit seinem Laptop beschäftigt,und von allen Seiten stehen Leute um uns herum,und bieten uns alles mögliche an.

Gurken,Rosinen,Zwieback,ein kleines Stück Knackwurst,mehr geht nicht rein.

Cola für den Zuckerhaushalt und Apfelschorle...Ralf macht sich noch etwas frisch und nach ca 10-15 min Aufenthalt sind wir bereit,uns die nächsten 24 km vorzunehmen. 

 

...in der Schwärze der Nacht entschwinden wir,und holen auf der Strecke einige 230km Läufer ein,die allesamt noch einen guten Eindruck auf uns machen.

Wir durchkreuzen Wetter,laufen eine ganze Weile der Bahnlinie entlang und irgendwann haben wir Witten erreicht.Es ist jetzt ca 2:30 und von Müdigkeit beiderseits keine Spur.

Wir unterhalten uns über sportliche Pläne und Ziele,Ernährung,fettriefendes Bauchfleisch und Saumagen,und das Ralf bald Vater sein wird...anregende Themen um sich wachzuhalten.

Wir nähern uns den Kemnaderstausee und hier sind wir am rätseln über den weiterverlauf der Strecke.

Am Freitag schon wurde ich hier in die irre geführt,denn der Wegweiser des Ruhrtalwegs zeigt eindeutig nach links.Also über eine kleine Brücke bis zu einem Abzweig,wo es aber dann keinen Hinweis mehr zum Ruhrtalradweg gibt.

Wir gehen zuerst diesen,drehen dann nach Absprache um,und laufen den weg,den wir schon Tage zuvor erkundet haben.Dieser stellt sich als der richtige heraus,die andere wäre die Alternativroute.

So verpassen wir denn auch nicht den Vp 86,wir wären weitergelaufen,wenn uns da nicht jemand hinterhergerufen hätte: Hey habt ihr keinen hunger,wollt ihr nichts essen?

Ungläubig dachte ich an Angler,die uns frischgefangenen Fisch anbieten wollten,und diesen Vp hatten Ralf und ich garnicht so richtig registriert.

Lange halten wir uns nicht auf,bis zum Vp in Dahlhausen wird es wohl hell sein...dieser Streckenabschnitt kommt mir ein bisschen langatmig daher,irgendwo müssen wir jetzt der Strasse entlang laufen,weil die Fähre erst ab 9:00 in Betrieb ist.

Am Horizont lichtet sich langsam das durchdämmernde Tageslicht,und noch wenige km bis zum Vp bietet sich uns dann ein Idyll wie aus dem Bilderbuch: Nebelschwaden über dem Gewässer,die Sonne blinzelt mit noch sanften Strahlen drüber hinweg.

In der Ferne sehen wir einen 230iger,es könnte Rainer König sein,irgendwie erkennt man sich am Laufstyl...und er ist es auch,und begrüßen uns zur Morgenstund...halten kurz ein Schwätzchen,und wir sehen uns dann am Abend im Hostel.

Vp Dahlhausen km 105: Rolli hat hier seine Zelte aufgebaut,ein kurzer Snack und weiter gehts.Immer der Ruhr entlang,direkt am Gewässer,irgendwo hier kurz vor Steele muss das alte Rote Fahrrad liegen,mit den Flyern von irgendeinem Restaurant.

Essen-Steele erreichen wir,nur kurz über die Kreuzung hinweg und dann weiter dem Radweg an der Ruhr bis zur "Zornigen Ameise"seit meinen Kindertagen schon bestehendes Ausflugslokal.

Markus Flick holen wir ein,heute treffen wir zum 1. mal aufeinander.Ein netter feiner Kerl,der hier als Titelverteidiger alles gibt.

Bis zur Kampmannbrücke laufen wir zusammen,bis Ralf und ich davon ziehen.  

 

Über die Eisenbahnbrücke,hier damals die alte Zechenbahn Carl Funke,kommen wir auf die andere Ruhrseite,und am Bootshaus ist der Vp km 119.

Hier gibt es Orangen und Apfel,darauf hatte ich jetzt heißhunger dazu Cola und Apfelschorle.

Von hier aus sind es exakt noch 42km,aber so langsam spüre ich in mir die Schwere,und es beginnt hier für mich ein kleiner Durchhänger.Ralf redete andauernd mit mir,und versucht mich immer wieder neu zu motivieren.

Noch ist es ziemlich ruhig am Baldeneysee in der Früh,wenige Jogger kommen uns entgegen,in 2 Stunden schon um 10 wird hier die Hölle los sein.

Die Wege hat man bereits komplett erneuert und auch verbreitert,trotzdem ist Vorsicht geboten,denn an Tagen solcher wie heute,wird hier alles in Grund und Boden gelaufen,gefahren,gerollt mit 2 und 4 Beinen.

Auf der Regattastrecke gibt sich der Tusem-Achter seine Ehre,der Steuermann peitscht seine Crew erbarmungslos nach vorn,wahnsinn was die für ein Tempo draufhaben.

In Kettwig wechseln wir wieder die Seite,und durchs Wohngebiet geht es über Feld in Richtung Mintard.Die Sonne brennt,hier gibt es kein Schatten,der Belag des Weges feiner Sand,wie das des Katzenklo´s bei mir zuhause.

Würden wir heute an diesem sonnigen Tage irgendwo hier auf Helge Schneider treffen,vielleicht beim Zeitung austragen,oder als Telefonmann der Notfallseelsorge für verzweifelnde Ausdauersportler?

 

Anstatt auf 00 Schneider stoßen wir auf Rainer König´s Vater beim letzten Vp km 138.Ich trinke jetzt ein Alkoholfreies Weizen,ein Stück Schokolade und so was ähnliches wie Mars.

Ralf bleibt noch etwas länger,und innerlich werde ich immer dankbarer,das er mir hier so wunderbar die komplette Strecke immer zur Seite steht...und bemerkt vielleicht auch,das ich unter wüste Heulattacken leide...Endorphine,die mir nochmal neuen Schub verleihen.

Mühlheim-Zentrum:Hier eine Umleitung,die aber mit TDR Weisern bestens ausgezeichnet ist.

Wir kommen nach Ob-Alstaden,bevor wir dann endlich in Duisburg sind.Im Ruhrpott bin ich der Umgebung immer noch vertraut,aber nie hätte ich gedacht das sich der Weg zur Rheinorange so dermaßen in die länge ziehen würde,und muß ein paar Meter gehen.

Beinah der Verzweiflung nahe,lockte mich Ralf dann immer den Worten: Nur noch unter der A3 her,dann sind wir da,du schaffst das,du schaffst das...und der Blick auf die Tafel: Rheinorange 4,8km...immer auf dem Deich entlang,Radfahrer kommen uns entgegen und zollen uns Respekt.

Nocheinmal laufen wir über eine kleine Brücke,boah und wieder gehe ich wenige Schritte...ich kann das Wasser was Ralf mir reicht nicht mehr sehen...und gehe wieder,egal,auch wenn mich hier jetzt an Ort und Stelle der Teufel holen sollte,es wäre mir wurscht.Komm Frank reiß dich zusammen,sag ich zu mir selbst...und mein Bewegungsapparat setzt sich wieder in Gang.

Ich kann es kaum fassen ich sehe es das Ding aus Orange,die Skulptur an der Schleuse zur Ruhrmündung.

Ralf hält sich etwas im Hintergrund,auch er läßt sich vermutlich unsere Reise über 160,9 km von Arnsberg zur Ruhrmündung nochmal in seinen Gedanken Revue passieren...Geschichten reifen bekanntlich wie alter guter Wein.

1,4km und dann sehe ich Jens,der mir entgegen kommt,und mich begleitet..wenige Tränen kullern noch,mein Pulver hatte ich ja schon größtenteils vorher verschossen.

                                     Am Vp km 230/160,9/100

                      160,9 Meter gehend zur Skulptur Rheinorange 

         und hier schließt sich die letzte Seite des Buches Tortour de Ruhr 2012 

 

 

 

             Ich bedanke mich recht herzlich bei Ralf Klauke für die ecxellente

                                     Zusammenarbeit im Team. 

 

    Ein "Thank you" an die Tortour de Ruhr,ihrer Organisation,ihren Helfern

              Unterstützern...und ausgezeichneten Sportlern der TDR 2012

Zeitungsbericht Westfälische Rundschau 18.5.2012
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